ANGST IM NACKEN
Angst saß mir im Nacken. Gnadenlos schlug sie ihre Klauen in mein Fleisch. Mir reichte es. Entschlossen pflückte ich mir das Vieh vom Hals.
»Was für ein blöder Name für eine Katze!« schrie ich laut, damit Lex mich auch in der Küche hören konnte. Ein süffisantes Grinsen im Gesicht kehrte er mit zwei Bierflaschen zurück. Behutsam stellte er sie auf dem wackeligen Couchtisch ab und verscheuchte Angst, die sich begeistert auf ihn stürzen wollte.
»Die hatte noch Glück. Ihre Geschwister heißen Agrizoophobie, Doraphobie, und Zwangsstörung.«
»Echt jetzt?«
Lex nickte. »Die Katze ist von Lina. Therapie hat Babys bekommen und sie wusste nicht, wohin damit.
»Therapie?«
Lex seufzte. »Linas Mutter hat sie immer genervt, sie bräuchte dringend eine Therapie. Also ..
»… hat sie sich ’ne Katze angeschafft und sie Therapie genannt?« rief ich entsetzt. Angst floh panisch unter das Sofa.
Lex nickte. »Neulich ruft also ihre Mutter an. Lina geht ran und erzählt ihr, sie hätte jetzt Phobien und litte schrecklich unter dieser Zwangsstörung, aber immerhin sei sie die schreckliche Angst los-geworden.«
Ich betrachtete zwei kleine Knopfaugen, die erschrocken unter dem Sofa hervor lugten. »Na, so schrecklich ist sie auch wieder nicht.« Zwei Flaschen später schnurrte sie auf meinem Schoß.
Auf dem Weg, heim zu meiner Tochter, dachte ich darüber nach, was für absurde Namen die Leute sich doch manchmal einfallen ließen. Wenn ich Freude-Marie davon erzählte würde sie sich bestimmt kugeln vor Lachen.
Am 22.5.2016 erschienen als ‚Geschichte des Tages‘ im: Autoren_Netzwerk